Qualifizierung
Stillberater*innen und ihre Ausbildung
Wenn eine frischgebackene Mami Fragen und Probleme beim Stillen äußert, schlagen ihr häufig von allen Seiten her gut gemeinte Ratschläge entgegen. Es gibt jedoch Situationen, in denen der Rat von Freunden, Verwandten und Bekannten in Bezug zum Stillen und der Ernährung von Säuglingen nicht mehr ausreicht.
Wenn du dich in solch einer Situation wiederfindest, wirst du dich sicher fragen, ob es denn Expert*innen auf diesem Gebiet gibt. In heutiger Zeit wirst du vermutlich als erstes das Internet befragen und feststellen: Ja es gibt tatsächlich Menschen, die sich ausschließlich mit der Beratung von jungen Familien mit Stillproblemen beschäftigen. Da es aber nicht immer ganz eindeutig ist, was mit welchem Begriff gemeint ist, möchte ich dir auf dieser Seite einmal erläutern, welche verschiedenen Ausbildungen Stillberater*innen haben können. Denn Stillberater*in ist nicht gleich Stillberater*in.
IBCLC - International Board Certified Lactation Consultant
"Das IBLCE-Examen ist die internationale Qualifikation für Stillberatung, die vom International Board of Lactation Consultant Examiners (IBLCE) weltweit seit über 30 Jahren angeboten wird. IBLCE ist ein internationales Prüfungsgremium, das die Standards für Zertifizierung und Rezertifizierung zur Still- und Laktationsberaterin IBCLC (International Bord Certified Laktation Consultant) festlegt, nach wissenschaftlichen Kriterien und zum Schutz von Mutter und Kind." (Quelle: https://www.stillen-institut.com/de/iblce-examen.html)
Eine Stillberaterin die den Zusatz IBCLC trägt, hat den höchsten Ausbildungsgrad in der Still- und Laktationsberatung. Um diese Qualifikation zu erhalten muss eine abgeschlossene Berufsausbildung im medizinischen Bereich, mindestens 1000 Praxisstunden in der direkten Beratung von Mutter und Kind sowie mindestens 90 Stunden (empfohlen werden 120 Stunden) Fortbildung im Bereich Laktation und Stillen innerhalb der letzten 5 Jahre nachgewiesen werden und anschließend ein mehrstündiges Examen vor dem internationalen IBLCE-Prüfungsgremium abgelegt werden. Zur Ausbildung von IBCLCs in Deutschland gibt es zwei Ausbildungszentren: Das Europäische Institut für Stillen und Laktation (EISL) und das Ausbildungszentrum Stillen und Laktation (AZ). Zur Ausbildung gehört zusätzlich zu den Umfangreichen Seminaren auch die Ausarbeitung einer Facharbeit, das Absolvieren verschiedener Praktika und das Verfassen der dazugehörigen Praktikumsberichte.
Die Arbeit von IBCLCs ist sehr vielfältig. Sie können freiberuflich tätig sein und junge Familien in eigener Praxis oder zu Hause begleiten. Sie können aber auch angestellt und auf Wochenbett- und Säuglingsstationen für die Beratung im Krankenhaus zuständig sein. Dort gehört auch die Erstellung von Still-Standards oder die Umsetzung des Konzeptes "Baby-friendly Hospital Initiative" (WHO/UNICEF) zu ihren Aufgaben. Auch für Fortbildungen für Ärzte/Ärztinnen, Hebammen/Entbindungspfleger, Kinder-/Krankenpflegepersonal, Ernährungsberatungspersonal u.v.m. sind sie zuständig.
Eine IBCLC muss alle 5 Jahre durch Rezertifizierung nachweisen, dass sie sich auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft befindet und sich regelmäßig fortgebildet hat. (https://www.stillen-institut.com/de/iblce-examen.html https://www.stillen.de/fortbildungen/stillspezialistin-stillberaterin-ibclc/)
Für alle, die o.g. Ausbildung beim EISL oder beim AZ absolviert haben, das internationale Examen aber nicht ablegen möchten, noch nicht abgelegt haben oder, noch auf die Examensergebnisse warten, gibt es folgende Bezeichnung:
Stillberaterin EISL
StillspezialistIn (AZ)
AFS - Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen e.V.
Die AFS setzt auf Hilfe zur Selbsthilfe von Mutter zu Mutter. Um AFS-Stillberaterin zu werden muss man selbst Stillerfahrungen mitbringen, acht Seminare und eine AFS-Veranstaltung besuchen und zu Hause einen Prüfungsbogen ausfüllen und zurück senden. Die Weiterbildung qualifiziert zur Leitung einer Stillgruppe und zur Unterstützung von Müttern auf ehrenamtlicher Basis. Sie ist zwei Jahre gültig und kann durch den Nachweis einer Weiterbildung verlängert werden. (https://www.afs-stillen.de/die-afs/ausbildung/)
DAIS - Deutsches Ausbildungsinstitut Stillen
Das DAIS bietet seine Weiterbildung zur Stillbegleiterin DAIS für alle Berufsgruppen an in denen das Stillen eine Rolle spielt. Das umfangreiche Fachwissen wird an drei Ausbildungswochenenden vermittelt und in einer abschließenden Prüfung abgefragt. Die Ausbildung befähigt dazu Eltern individuell durch die Stillzeit zu begleiten. Stillbegleiter*innen DAIS arbeitet auf Honorar-Basis. Das Zertifikat ist zwei Jahre gültig und wird mit Nachweis einer qualifizierten Weiterbildung verlängert. (https://www.ausbildung-stillbegleitung.de/index.php/die-ausbildung)
LLL - La Lece Liga
Die La Leche Leage ist wohl die älteste Organisation, die sich mit der Hilfe rund ums Stillen beschäftigt. Bereits 1956 entstand sie bei einem Gespräch zwischen zwei stillenden Frauen in den USA, die beschlossen mit fachlicher Hilfe von zwei Ärzten andere Frauen zu unterstützen. Die Non-Profit-Organisation ist mittlerweile in über 70 Ländern tätig. 1977 wurde der Verein in Deutschland gegründet.
Um ehrenamtliche LLL-Beraterin zu werden werden relativ strikte Anforderungen an die eigene Stillzeit der Auszubildenden gestellt. Das eigene Kind sollte gerne und bis zum zweiten Lebenshalbjahr voll gestillt worden sein. Danach sollte unter Einführung von Beikost weiterhin bis über das erste Lebensjahr hinaus gestillt werden oder worden sein. Zum Zeitpunkt der Bewerbung sollte das eigene Kind mindestens neun Monate alt sein und noch gestillt werden. Darüber hinaus werden Anforderungen an die Persönlichkeit der Auszubildenden gestellt. U.a. an die Erfahrungen im Muttersein, die persönlichen Eigenschaften und die persönlichen Kapazitäten. Die Ausbildung benötigt 1-2 Jahre und beginnt mit der Kennenlernzeit bei einer aktiven LLL-Beraterin, die anschließend eine Empfehlung zur Ausbildung ausspricht. Alle LLL-Beraterinnen weltweit beraten nach der LLL-Philosophie. Die Ausbildung berechtigt dazu, ausschließlich ehrenamtlich und nur im Rahmen des Vereins zu beraten. Die Ausbildung ist keine berufliche Weiterbildung und darf nicht als freiberufliche Tätigkeit oder zu kommerziellen Zwecken genutzt werden. ( https://www.lalecheliga.de/la-leche-liga/lll-stillberaterin-werden)